Wie ist der Faire Handel entstanden und wie hat er sich entwickelt?

Die Anfänge

Die Globalisierung des Handels im 20. Jahrhundert verschärfte die Unterschiede zwischen Globalem Süden und Globalem Norden. Nach und nach kam in den westlichen Industrienationen ein Bewusstsein für diese ungerechten Strukturen auf. Gegen Mitte des Jahrhunderts gab es dann erste Bewegungen, die etwas gegen diese Differenzen in der globalen Wirtschaft unternehmen und die Bevölkerung darüber aufklären wollten.

 

1946 gilt als das Entstehungsjahr der US-Amerikanischen Fair-Handels-Organisation “Ten Thousand Villages”. In den Niederlanden wurde im Jahr 1959 die Stiftung “Steun voor Onderontwikkelde Streken”, abgekürzt “S.O.S.”, gegründet. Sie begann 1967 mit dem Handel von Produkten aus sogenannten “Entwicklungsländern”.

Ab 1970

In vielen Ländern Europas gab es rund um das Jahr 1970 erste größere Bewegungen für den Fairen Handel, so auch in Deutschland1970 nahmen etwa 30.000 Menschen bundesweit an den sogenannten „Hungermärschen“ teil, die von konfessionellen Jugendverbänden organisiert wurden. Ihr Protest richtete sich gegen die wachsende Benachteiligung von Produzent*innen aus dem Globalen Süden auf dem Weltmarkt. Nach diesen Protesten wurde unter dem Motto „Lernen durch Handeln“ 1971 die „Aktion Dritte Welt Handel“ gegründet. Ihr Ziel war es, politische Bewusstseinsbildung zu betreiben. Darüber hinaus boten immer mehr Aktions- und Weltgruppen fair gehandelte Produkte an.

 

Gleichzeitig gründeten sich die ersten Fair-Handels-Unternehmen. Zu den Pionieren gehörten GEPA, GLOBO und El Puente. Auch die ersten Weltläden entstanden zu Beginn der 1970er Jahre. Der Name “Weltladen” hat die älteren Bezeichnungen “Dritte-Welt-Laden” oder “Eine-Welt-Laden” weitgehend abgelöst. Der heutige Weltladen-Dachverband hat sich 1975 als „Arbeitsgemeinschaft der Dritte Welt Läden” (AG3WL) gegründet und vertritt die Interessen einer Vielzahl von Weltläden in Deutschland.

 

Um die Anstrengungen besser zu koordinieren, entstand 1990 die European Fair Trade Association (EFTA). Sie ist der europäische Dachverband für mittlerweile neun große Fair-Handels-Organisationen aus acht Ländern mit Sitz in den Niederlanden.

 

In Deutschland wurde 1992 von zahlreichen Organisationen die Siegelorganisation TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland) gegründet, um den Fairen Handel weiter auf Supermärkte ausdehnen zu können. TransFair sollte die Bedingungen des Fairen Handels unabhängig kontrollieren, ohne selbst mit Waren zu handeln. Mit der Gründung von TransFair und der Ausweitung des Vertriebs auf Supermärkte, Bio- und Naturkostläden gelangte der Faire Handel ab den 90er Jahren in den Mainstream-Handel.

Die Professionalisierung

1998 gründeten vier internationale Fair-Handels-Netzwerke unter dem Namen FINE einen informellen Zusammenschluss, um die Aktivitäten des Fairen Handels besser abzustimmen. 1999 beschlossen sie gemeinsame Ziele des Fairen Handels und verabschiedeten 2001 die “Grundlage für eine verbesserte Zusammenarbeit im Fairen Handel”, die die international gültige Definition des Fairen Handels beinhaltete.

Im September 2001 fand in Deutschland bundesweit die erste Faire Woche statt, organisiert von einem Trägerkreis, aus dem heraus 2002 das Forum Fairer Handel als Netzwerk der Fair-Handels-Organisationen in Deutschland gegründet wurde.

 

2004 wurde die Professionalisierung der Weltläden durch die Gründung des Weltladen-Dachverbands weiter vorangetrieben. Mit dem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Teil der Kampagne “fair feels good” geförderten Programm “Weltladen 2006” wurde eine einheitliche Gestaltungslinie für Weltläden und Materialien für eine Imagekampagne entwickelt. Das Weltladen-Logo wurde um die Farbe Orange als “Hausfarbe” der Weltläden ergänzt.

 

Heute gibt es in Deutschland rund 900 Weltläden und mehrere tausend Gruppen, die Fairen Handel betreiben; europaweit sind es rund 2.500 Weltläden.

Quelle: https://www.weltladen.de/fuer-weltlaeden/wiki/56